ADHS – Wenn das Gehirn zu schnell reagiert, bevor die Welt bereit ist

ADHS ist keine Krankheit.
Es ist ein Nervensystem, das Reize zu schnell verarbeitet, Emotionen zu stark spürt und Gedanken zu früh umsetzt –
eine ständige Implosion im Inneren, gefolgt von einer Explosion im Außen.


Das hat nichts mit Charakter zu tun, sondern mit Biochemie:
Dopamin markiert Bedeutung, Motivation und Zielrichtung.
Noradrenalin bündelt Aufmerksamkeit, hält den Fokus unter Druck und mobilisiert Energie,
wenn Reaktion gefragt ist – wie im Rettungsdienst oder in akuten Entscheidungssituationen.
Serotonin stabilisiert Stimmung, Impulse und innere Balance.

Wenn diese Systeme nicht im Takt feuern, entsteht kein Mangel,
sondern ein permanenter Alarmzustand –
hochwach, kreativ, reaktionsschnell,
aber innerlich überladen, weil jede Situation potenziell wichtig bleibt.


Das medizinische System verlangt für jede Behandlung eine Diagnose.
Sie ist die formale Bedingung, bevor Medikamente freigegeben werden –
nicht, weil sie das Wesen des Menschen erklärt,
sondern weil sie die Therapie legitimiert.
Darum steht am Anfang kein Etikett,
sondern die Klarheit, wie dein Gehirn wirklich arbeitet.

In der Praxis am Sande 13 geht es darum, dieses Muster zu verstehen –
und sichtbar zu machen, wie ein sensibles Nervensystem in einer reizarmen, starren Umwelt reagiert.
Nicht der Mensch ist fehlgesteuert,
sondern oft das Umfeld, das Vielfalt zu lange normiert hat.


In einem System, das Gehorsam und Gleichförmigkeit fordert,
wirkt dieses Gehirn dysfunktional.
In einem System, das Neugier, Bewegung und Sinn erlaubt,
funktioniert es hervorragend.

ADHS ist kein pathologisches System –
es ist ein System, das in einem pathologisch starren Umfeld lebt.

Für vertiefende Neurodiagnostik und ADHS-spezifische Analysen besteht eine enge Kooperation mit dem
ADZ ADHS Diagnostik- und Behandlungszentrum GmbH (adz24.de).

ADHS ist keine Störung.
Es ist Energie in Bewegung – bevor Struktur entsteht.
Und wer sie versteht, kann sie lenken.


Dr. med. Philipp von Arnauld de la Perrière